Debatte: WÜRDE bedingt – unbedingt?

06.03.2024 - 18:30 bis 20:00

Gäste
ROBERTO CIULLI Regisseur und Schauspieler, TAR
HELMUT DIESER Bischof zu Aachen
JENS-PETER BENTZIN Mitglied der Landessynode der EKiR
SERDAR YÜKSEL Vorsitzender im Petitionsausschuss des Landtags NRW
Moderation
OLIVER KEYMIS Landtagsvizepräsident NRW a.D.

Menschen werden ausgegrenzt, verstoßen, immer wieder und aus verschiedensten Anlässen, mit oftmals irritierenden Begründungen. Hannah Arendt hat beispielhaft beschrieben mit welchem Geist, mit welcher Sprache, mit welchen Handlungen Entwürdigung und Entmenschlichung einhergehen.
Die Menge der Menschen, die in diesen Tagen gegen Rechtsextremismus mit Überzeugung auf die Straßen gehen, beeindruckt. Sind damit auch die Verunsicherungen und Ängste obsolet, die die Verdächtigungen und Angriffe gegen die Unbeholfenen, Geschwächten und immer auch die Fremden legitimieren sollen?
Braucht es nicht mehr Selbstbewusstsein zur unbedingten Würde eines Jeden? Mehr Courage auch die unbequemen Konsequenzen mittragen zu wollen: Geduld, Empathie, Barmherzigkeit, ja auch Gnade und gar die Fähigkeit zu verzeihen?

Sind diese Werte aus der Zeit gefallen, sind sie noch Teil unseres Selbstverständnisses oder unterliegen sie auch den Erwartungen, Bedingungen und Zwängen unserer kommerzialisierten Zeit? Ist Elend synonym mit selbst verschuldet und Reichtum synonym mit eigenem Verdienst? Kann eine Gesellschaft ohne Ausgleich und vergleichbare Chancen eine Gemeinschaft bilden? Ist die Befriedung einer Gemeinschaft nicht mehr wert als das, was die Befriedung kostet? Und würden die gebündelten Kräfte einer solchen Gesellschaft nicht mehr und kreativer leisten, nachhaltiger wirken können?

Ein junger Mann aus einem afrikanischen Land fragte hier: Warum baut ihr denn so viele Häuser nur für alte Menschen? Die Frage kann mit modernem Selbstverständnis beantwortet werden oder offene Frage bleiben. Manche Frage bliebe vielleicht besser unbeantwortet, als sich ihrem Kern mit einer selbstgerechten Antwort zu entziehen.
Wohin mit all den Widersprüchlichkeiten. Die Zwänge zu Opportunität für alle, die um Publikum oder Wähler werben müssen, drohen unsere Werte zu zerreiben, weil im Kampf um deren Gunst letztlich ichbezogene Interessen und Meinungen obsiegen.
Ist ein gesellschaftlicher Konsens zur unbedingten Würde eines jeden Menschen bedeutend, gewollt und belastbar?

Ab 20 Uhr Austausch und Imbiss

 

Foto: Ohne Titel-Delo Azad