Eine Ausstellung der IPPNW: Hibakusha – Weltweit
Ausstellung
03.08.2020 bis 09.08.2020 - 09:00 bis 19:00
Im Japanischen werden die Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki „Hibakusha“ genannt. Viele von ihnen setzen sich für eine Welt frei von atomarer Bedrohung ein – meist, indem sie den jüngeren Generationen ihre Geschichte erzählen. Überall auf der Welt folgen andere mutige Menschen ihrem Beispiel. Als Ärztinnen und Ärzte sehen wir uns in der Pflicht, über die Zusammenhänge der zivilen und militärischen Atomindustrie und über die gesundheitlichen Gefahren von Radioaktivität aufzuklären. Daher diese Ausstellung mit Orten, an denen sich ihre katastrophalen Folgen für Umwelt und Gesundheit zeigen. Präsentiert wird dabei nur eine kleine Auswahl an exemplarischen Orten. Neben den vorgestellten Fallbeispielen existieren weltweit leider noch zahlreiche weitere Orte, die ebenso einen Platz in dieser Ausstellung verdient hätten. Die Plakate sollen das Problem illustrieren, Zusammenhänge aufzeigen und dazu anregen die Mär von der „sicheren und sauberen Atomenergie“ zu hinterfragen.
Hibakusha
Mit dem japanischen Begriff „Hibakusha“ sollen die betroffenen Menschen nicht in eine Opferrolle gedrängt werden, sondern vielmehr betont werden, dass sie die Überlebenden sind – diejenigen also, die als Zeitzeugen jüngeren Generationen über ihr Schicksal berichten können, damit sich die schreckliche Geschichte nicht wiederholt.
Während des Kalten Krieges wurde der Begriff „Hibakusha“ erweitert und internationalisiert, um auch die Betroffenen der Atomwaffentests im Pazifik, in Nevada, Semipalatinsk und an anderen Testarealen weltweit einzubeziehen. Japanische Hibakusha haben sich aktiv darum bemüht, internationale Kontakte mit anderen Gruppen zu knüpfen – sei es auf den Marschallinseln, in Kasachstan, Russland, den USA oder Französisch-Polynesien. Sie eint das gemeinsame Credo: „No more Hibakusha – Keine weiteren Hibakusha!“
Zwei Seiten einer Medaille
Nach Beginn der Atomkatastrophe in Fukushima im März 2011 bekam der Begriff in Japan eine neue Bedeutung: Nun nannten sich auch die Betroffenen der Atomkatastrophe von Fukushima so. Vielen Menschen wurde erstmals bewusst, dass Atomenergie und Atomwaffen zwei Seiten der selben Medaille sind:
Sowohl Atomwaffen als auch Atomkraftwerke benötigen Uran. Der Uranabbau selbst hat zu zehntausenden Hibakusha geführt, da BergarbeiterInnen und AnwohnerInnen der Uranminen unter radioaktiver Kontamination leiden. Indigene Völker aus fünf Kontinenten, deren Heimat dem Uranabbau zum Opfer fiel, haben sich zum Ziel gesetzt, das Uran künftig dort zu lassen, wo es keinen Schaden anrichten kann: unter der Erde.
Beide Technologien benötigen Urananreicherung. Jedes Land mit einem militärischen Atomprogramm musste für die Produktion von waffenfähigem Material zunächst ein ziviles Atomprogramm aufbauen. Gleichzeitig hat jedes Land mit einem zivilen Atomprogramm die Fähigkeit, Atomwaffen zu entwickeln.
Beide stellen ein Proliferationsrisiko dar. Sobald einmal eine Uranindustrie und eine zivile Atominfrastruktur bestehen, ist der Schritt zur Bombe möglich. Plutonium, Uran und MOX-Brennstoffe werden heutzutage rund um den Globus verschifft und können sowohl für Atomkraftwerke also auch für Atombomben oder -Sprengköpfe genutzt werden.
Sowohl Atomwaffen als auch Atomkraftwerke können Umwelt und Gesundheit schwerwiegend schädigen. Auch ein Unfall in einem AKW oder einer Atomfabrik kann große Mengen Radioaktivität freisetzen, Luft, Böden und Wasser verseuchen und die Gesundheit mehrerer Generationen schädigen.
Beide führen zu immer mehr Atommüll. Für die enormen Mengen strahlender Altlasten der Atomindustrie gibt es keine adäquaten Entsorgungsoptionen. Sie müssen Hunderttausende Jahre gelagert und gesichert werden.
Foto: © IPPNW Deutsche Sektion Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.