Perspektiven – Theater Aachen trifft Citykirche

In der Reihe „Perspektiven – Theater Aachen trifft Citykirche“ steht eine aktuelle Inszenierung des Theaters Aachen in der Citykirche zur Diskussion.

theater-aachenSchon seit einigen Spielzeiten führen das Theater Aachen und die Citykirche miteinander Inszenierungsdialoge. Jeweils sonntags zur Matinee-Zeit um 11.00 Uhr lesen Schauspieler/innen des Ensembles aus ausgewählten Szenen im O-Ton der Inszenierung.

Ein Inszenierungsdialog entsteht in einem intensiven Austausch der Citykirche mit der Regie und der Dramaturgie des Theaters Aachen über das Inszenierungskonzept und die künstlerischen Mittel einer Inszenierung.

Dabei lässt sich die Citykirche vorbehaltlos auf den Dialog mit der Inszenierung ein. Der Dialog eröffnet überraschende Perspektiven für beide, Theater und Kirche. Im zweiten Teil der Veranstaltung können die Besucher „hautnah“ mit den Schauspieler/innen und Dramaturgen der Inszenierung diskutieren.

Der Eintritt ist frei.

Das Theater zeigt einige Analogien zu Gottesdienst und Verkündigung auch über den Ursprung im antiken Mythos hinaus.

Das Theater schöpft aus den Texten unseres gemeinsamen kulturellen Gedächtnisses. Beide vertrauen der schöpferischen Macht des Wortes und der Inszenierung  dieses Wortes. Die Inszenierung kommuniziert mit dem  Publikum, das sie provozieren, ärgern, berühren, dessen gewohnte Denkbahnen sie erschüttern will. Das Theater hat theologisch gesagt prophetisches Potential, es will in die Gesellschaft verändernd hineinwirken. Der Spielplan in Aachen zeugt von dieser prophetisch-ethischen Dimension.

Was bringt ein Dialog? Auf Seiten der Kirche: wenn sie sich vorbehaltlos auf eine  Inszenierung einlässt, auf das künstlerische Konzept eines  Inszenierungsteams (Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner, Maske und Musik) und auf die künstlerischen Mittel eines Schauspielensembles, auf die Menschen- und Gesellschaftsbilder, die das Theater live in Szene setzt. So findet die Kirche wie in einem fremden Spiegel dieselben existentiellen  Fragen und dieselben Hoffnungen wieder, nur leidenschaftlicher, frischer, provokanter, lebendiger kommuniziert, als wir sie selber oft auszudrücken vermögen.

Was bringt ein Dialog für das Theater? Die Intendantin Inge Zeppenfeld schreibt, dass trotz intensiver Auseinandersetzung mit dem Stück in den Proben durch den Dialog „dann plötzlich Aspekte zum Vorschein (kommen), über die wir noch einmal neu nachdenken können. Das ist sehr befruchtend.“ Im Dialog wird die Autonomie der Kunst respektiert: „Theater setzt oft auch provozierende Kunstmittel ein, ist manchmal sehr freizügig und anarchisch im Denken, will bewusst Tabus brechen und Grenzen überschreiten, wodurch oft der Eindruck entsteht, dass zwischen »progressivem« Theater und »konservierendem« Glauben nur schwer zu vermitteln sei. Diese Trennung hebt sich allerdings im gemeinsamen Nachdenken über die im Stück angesprochenen Probleme durch die Offenheit aller Beteiligten der Reihe wunderbar auf. Im Kirchenraum bleibt nichts unausgesprochen, egal ob es um Sexualität, Gewalt, die abgründigen Seiten des Menschen oder um Politik geht, und meist wird deutlich, wie bereichernd die Diskussion für beide Seiten und vor allen Dingen für die Zuschauerinnen und Zuschauer ist.“

Verantwortlich: Pfarrerin Sylvia Engels und Inge Zeppenfeld, Intendantin Theater Aachen